Wonder Womans Outfit ist politisch. Es zeigt nicht nur, wie weibliche Stärke sich in dieser Welt darstellen und ausdrücken kann, sondern auch, wie sie wahrgenommen und repräsentiert wird. Und ich bin sehr zufrieden mit Gal Gadots Stöffchen. Denn ja, es ist nicht viel mehr als das, weil ihr Outfit nämlich eine Rüstung ist. Es ist knapp, aber genau genommen sind nur Oberschenkel, Schultern und Oberarme frei. Der Rest steckt in einer hochgeschlossenen (da plumpst nichts aus Versehen raus), robusten Gladiatorenuniform, die glücklicherweise die allzu patriotische Färbung des Ursprungskostüms abschwächt, dabei ihre Signalfarben, Rot und Blau dennoch erkennen lässt, aber schwach, wie abgenutzt, als wäre diese Rüstung eben schon lange in Gebrauch. Das ist kein lächerlicher Strampler aus unerklärlichem Material mit überflüssigem Umhang, sondern etwas Handfestes, das Schutz und für die Füße Wumms bietet. Und es ist knapp, weil es auf Themyscira warm ist und Diana doch gar nicht bewusst ist, dass ein kurzes Röckchen sie in anderer Augen zum billigen Objekt degradieren könnte. Sie trägt dieses Röckchen selbstbewusst und ohne sexuelle Konnotation. Und Patty Jenkins zeigt dieses Röckchen ohne sexuelle Konnotation, obwohl sie die weiblichen Körper in den Zeitlupenkämpfen ausschlachtet. Nicht die kurzen Röckchen sind das Problem, sondern wie man auf sie blickt. Außerdem trägt sie ja auch oft genug komplett verhüllende unförmige Umhänge und Tweed(!)-Anzüge. Zugegeben, die Brustaushöhlungen ihres Panzers sind ein bisschen groß geraten und die Keilabsätze zu hoch, wenn auch robuster als Pfennigabsätze. Aber keine Frau würde freiwillig High Heels tragen zum Kämpfen. Das macht wacklig und instabil. Absätze sind ein modisches Accessoire, so wie Schmuck. Das trägt man nicht im Krieg, das behindert nur (Armreif und Tiara müssten daher auch nicht sein). Und das Korsett war sicherlich arg unbequem, eben auch nicht besser als die, die Diana im Laden für Uniformen hält. Aber was sollen die Amazonen auf ihrer Insel auch sonst zurechtbasteln? Unser aktueller Wonder-Woman-Film-Anzug ist nicht perfekt, aber für die gegebenen Vorlagen recht gut umgesetzt, finde ich: vergleichsweise glaubhaft, praktisch und das Knappe entsexualisierend.
Schade finde ich nur, dass Diana später im Film ihre Haare nicht mehr so kunstvoll geflochten hat wie auf der Insel. Offene lange Locken mögen für irgendwen ein Zeichen weiblicher Stärke sein, aber sie sind unpraktisch und für mich in in diesem Fall nur ein Indiz für Eitelkeit. Aber gut, sie hat in der Menschenwelt ja auch niemanden mehr, der sie für sie flicht. (Lange Haare sind überhaupt nur dazu gut, um sie hübsch zu flechten, was ich nie wirklich konnte …)
Nun, also, psssst, ich bin nicht Wonder Woman. Aber das ist ja kein Grund, ihr nicht nachzueifern, nicht wahr? Mein Outfit ist wirklich eher Wonder Woman für Arme geworden (ich habe weder Armreifen noch rote Schuhe), aber es geht ja auch nur um eine grobe Inspiration und nicht um Cosplay. Knappes blaues Beinkleid, rotes Leibchen – kann ja nicht so schwer sein, dachte ich, schließlich trage ich laut Instagram sowieso nur Rot und Blau. Es war dann aber doch nicht so einfach, weil die beiden Grundfarben in dominanter Ausprägung schwerfällig harmonieren. Im Kleiderschrank gefunden habe ich schließlich dieses Shirt, dessen angedeutete Trägerlosigkeit recht gut zum Thema passt. In Ermangelung blauer Shorts kaufte ich mir dieses wundervolle High-Waist-Höschen mit güldenen Knöpfen. Dennoch würde ich die Kombination so nicht im Alltag tragen. Daher zeige ich euch noch eine Variation, die auch Rot enthält, aber wesentlich besser harmoniert und durch diesen Retro-Seemanns-Look auch eher zu meinem Stil passt. Ich liebe dieses T-Shirt, den U-Boot-Ausschnitt, die Streifen, den ganzen Pariser Flair. So ist dieses Outfit perfekt und obwohl ich mich damit natürlich nicht unbesiegbar fühle, lässt es mich trotz Schrumpelknien (Kategorie: Makel, die einem erst auffallen, seit man über Klamotten bloggt) ein bisschen selbstbewusster durch die Welt wackeln.
Bild 1 © Warner Bros. Entertainment Inc. and Ratpac Entertainment, LLC
6 comments
So habe ich das Outfit ehrlich gesagt noch nie gesehen. Aber es stimmt schon: Im Gegensatz zu dem Schlafanzug von Superman, erkennt man bei Wonder Womans Outfit wenigstens, wozu es gut ist :D. Und der Figur selbst, kann man tatsächlich nicht vorwerfen, sich für Männer so anzuziehen.
Das mit den langen Haaren ging mir übrigens immer genauso :D. Offen waren sie mir zu unpraktisch und gute Frisuren machen konnte ich nie und hatte auch nie die Zeit für – also wurden sie angeschnitten :D.
Ich finde übrigens, dass dir auch die erste Kombination super steht! 🙂
Oh, danke schön! 🙂
Also, wenn ich die Wahl hätte, würde ich wirklich Stahlkorsett vor Ganzkörperkondom vorziehen, glaube ich.
Ich bin ja schon Stolz auf die Entwickler dass Wonder Woman nur auf ihre Oberschenkelarterie achten muss… Bei vielen RPGs heutzutage wundere ich mich immer wieder wie die Kriegerinnen es überhaupt 10 Meter weit schaffen zu laufen ohne vom nächst besten Gegner niedergemäht zu werden.
Ich für meinen Teil wäre da sehr pragmatisch mit Haaren, einfach abrasieren. Aber ich glaube das ist in Hollywood immer nur noch Charakteren vorbehalten die Krebs haben. Ich hätte ja gerne noch einen Halsschoner für die Halsschlagader gesehen, doch vermutlich würde dies schon wieder an ein Halsband erinnern deshalb lassen wir dass gleich lieber.
Deine Intention für deine beiden Outfits finde ich übrigens sehr cool!
Ganzkörperrüstung halte ich auch nicht wirklich für eine Option. Es ist ja auch eine Frage der Beweglichkeit (und der Belüftung). Ist schon ein guter Kompromiss so. Aber Pixie Cut fände ich auch voll okay. 😉
Ich klinke mich mal kurz in die Diskussion ein. Ich selbst habe früher mittelalterlichen (für Shows choreographierten) Schwertkampf betrieben und immer nur in leichter „Rüstung“ gekämpft. Da ich viel rollen, springen und hin und her hetzten musste/wollte, wäre eine Ganzkörper-Rüstung unpraktisch gewesen. Die „Rüstung“ bestand dann aus einem Unterbrustkorsett und Handschuhen 😉 Sicherlich, Wonder Woman ist eine Halbgöttin und bräuchte eigentlich gar keine Rüstung, aber der Kompromiss war eben: Kriegerin und Comicvorlage zu gleich. Übrigens ein guter Artikel zu „Female Armory“ -> http://www.tor.com/2013/05/06/boob-plate-armor-would-kill-you/
Oha, sehr interessant. Danke für den Input!