Black Panther hat bereits am Startwochenende seine gesamten Produktionskosten eingespielt. Für eine Filmbesprechung ist das irrelevant, nach der Filmsichtung wird aber einiges klar. Der Hype trägt die erste Superhelden-Comicverfilmung mit einem fast gänzlich schwarzen Cast auf Händen. Ich finde das gut, weil hier das Ergebnis sehr stimmig und sehr zufriedenstellend ist.
Mit T’Challa als Black Panther (Chadwick Boseman) bekommen wir einen Superhelden mit einem ausgewogenen Familienleben, der seine Stärke einerseits aus den spirituellen Errungenschaften seiner Ahnen und andererseits vom technischen Fortschritt und dem finanziellen Reichtum seines Landes bezieht. Wakanda ist hier eine intakte Utopie, eine schöne neue Welt, verborgen vor den Augen der (selbst)zerstörerischen Gegenwart, wie wir sie in fast jeder Superhelden-Franchise finden. Nach außen hin und als Schutzschild bzw. Marketing-Strategie ein Entwicklungsland, ist Wakanda eine äußerst fortschrittliche und an Rohstoffen reiche Zivilisation, deren Staatsoberhäupter im Laufe der filmischen Handlung abwägen, ob sie der restlichen Welt Entwicklungshilfe zukommen lassen sollen. Das Hin und Her zwischen Autonomie und Selbstaufgabe wird zum demokratischen Spagat. Weil Wakandas Mahnmäler auch die umgebenden kolonialisierten afrikanischen Nachbarstaaten sind, ist die Entscheidung keine leichte. T’Challa beerbt den Thron seines Vaters, wird am Tag seiner Krönung im rituellen Kampf herausgefordert, gewinnt gegen seinen Herausforderer.
Wakanda ist ein außergewöhnlicher Ort. Und ein Ort, an dem Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen kommentarlos gezeigt und vorgelebt wird. So kommentarlos, dass sie als etwas so Natürliches und Organisches wirkt, wie wir es selten im Kino vorgesetzt bekommen (und schon gar nicht im Superheldenfilm). Die Kriegerinnen-Riege von T’Challa sind allesamt kahl geschorene, starke und loyale Frauen – allen voran sein General Okoye (Danai Gurira). Seine Schwester Shuri (Letitia Wright) ist ein technisches Mastermind, für alle Erfindungen in Wakanda verantwortlich. Diese junge Frau steht Bonds Erfinder Q in nichts nach, ganz im Gegenteil. Was Shuri alles aus dem Alleskönner Vibranium macht, könnte die Welt zu einem besseren Ort machen. Dann gibt es noch die von der wunderbaren Lupita Nyong’o gespielte Nakia. Sie ist T’Challas Freundin und moralischer Beistand. Hier von einem gewöhnlichen love interest zu sprechen, ist nicht der Weg, den der Film gewählt hat. Es ist schön und wohltuend, unabhängige Frauenfiguren zu sehen, deren interne Motivation nicht zu dramaturgischen Mitteln verkommen sind, den Protagonisten besser, nobler, edler aussehen zu lassen. T’Challa wirkt von Anfang an emanzipiert und moralisch gefestigt. Aber natürlich bekommt er auch über 130 Minuten Handlung, um an sich zu arbeiten.
Mit dem vom Michael B. Jordan gespielten Killmonger hat er einen Gegenspieler, der es mit T’Challa auf den ersten Blick durchaus aufnehmen kann. Der heimat- und familienlose Killmonger fordert ihn heraus, weil er will, was T’Challa hat. Natürlich datiert diese Rivalität in deren beider Kindheit zurück, ohne dass sie es wissen. Beide müssen nun doch ihr schwerwiegendes Vermächtnis aufarbeiten. Das ist einfache Psychologie und gerade deswegen ist ihm Killmonger ein ebenbürtiger Widersacher, und kein Wahnsinniger, der grundlos die Menschheit zerstören will, wie wir es schon so oft im MCU gesehen haben.
Wakanda ist ein wunderschöner und (fast) friedlicher Ort. Ryan Coogler, der bereits mit seinem Rocky-Ableger Creed unglaubliches Feingefühl für das Wiederbeleben einer angestaubten Reihe bewiesen hat, erweist sich hier als Glücksgriff. Beim 18. Ableger des Marvel Cinematic Universe läuft man früher oder später Gefahr, Altbackenes vorgesetzt zu bekommen. Coogler hatte es vielleicht eine Spur leichter, dass Black Panther noch nie verfilmt wurde und er die weiße Wand ausmalen konnte. Und wie hat er sie ausgemalt.
Dieser Film hat außerdem eine erinnerungswürdige Optik, Rachel Morrisons Kamera fängt hier Bilder einer Welt ein, deren Einstellungen die Schönheit Wakandas gut in Szene setzen. Diese Bilder evozieren stets positive Gefühle, die Liebe zum Detail ist bewundernswert. So wie sie in Mudbound die weite karge Landschaft der US-Südstaaten porträtierte, zeigt sie in Black Panther das komplette Gegenteil mit seinen farbenfrohen Hügeln, seiner fruchtbaren Erde und seiner grenzenlosen Weite (sei es des Himmels oder des Wassers). Ludwig Göransson und Kendrick Lamar untermalen den Film musikalisch und durchaus stilvoll. Und die Kostüme erst – und hier will ich gar nicht vom Anzug von T’Challa reden – die sind atemberaubend schön. Ruth E. Carter, die auch schon für Filme wie Selma, Malcom X und The Butler gearbeitet hat, hatte hier die Möglichkeit, eine ganze Nation einzukleiden. So viel Liebe zum Detail, dass man aus dem Staunen gar nicht nicht mehr hinauskommt.
Zum Schluss bleibt nur noch eine Feststellung: Wakanda ist ein Ort, den wir auf jeden Fall wieder besuchen werden. Und das mit Vergnügen.
Black Panther
2018
Regie: Ryan Coogler
Drehbuch: Ryan Coogler, Joe Robert Cole
Schauspiel: Chadwick Boseman, Michael B. Jordan, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Martin Freeman, Daniel Kaluuya
Kamera: Rachel Morrison
Musik: Ludwig Göransson
Bilder © Marvel Studios 2018