Ich liebe Pflanzen. Leider lieben Pflanzen mich nicht ganz so sehr, denn ich bin mit einem schwarzen Daumen gestraft, der die friedliche Koexistenz erheblich erschwert. So habe ich in meinem Leben nicht nur zahllose Zimmerpflanzen getötet, sondern auch zwei Bonsai und erstaunlicherweise einen Kaktus.
Man würde meinen, irgendwann sei die Botschaft angekommen. Nicht ohne Grund schlug mein Vater eines Tages vor, mich doch lieber auf künstliche Blumen zu verlegen. Aber wie bei einer Allergie, bei der man das, was einem schadet, nur umso dringender haben möchte, wollte ich keinesfalls auf Pflanzen verzichten. (Obwohl nach dieser Analogie natürlich ich die Allergie bin, auf die jede Pflanze gerne verzichtet.) Inzwischen, um die Pointe vorwegzunehmen, bin ich stolze Besitzerin zweier Sukkulenten, einer Glückskastanie und einer Strahlenaralie namens Aramis II. (ja, nun, fragt lieber nicht nach Aramis I.). Mir genügsame Pflanzen zu suchen, die es mir nicht übelnehmen, wenn ich mal einen Monat lang vergesse, sie zu gießen, war sozusagen der Gamechanger. Dann aber passierte etwas noch viel Erstaunlicheres …
Urlaub auf Balkonien
Als ich meine erste eigene Wohnung bezog, ein nennen wir es gemütliches (zu Deutsch: kleines) Ein-Zimmer-Apartment, bekam ich ganz überraschend auch einen ungewöhnlich geräumigen Balkon. Und da ich als Berufsanfänger gerade genug verdiente, um mir diese Wohnung leisten zu können, stand recht früh fest, dass ich meinen Sommerurlaub auf eben diesem Balkon würde verbringen müssen. Was Pflanzen irgendwie obligatorisch machte.
Ich wollte es locker angehen, gleichzeitig aber auch irgendeinen Nutzen daraus ziehen. Ich kaufte mir also Samen für eine Blumenmischung, da ich annahm, dass ich dabei nicht allzu viel verkehrt machen kann, und dachte dann, hey, warum nicht auch ein bisschen Gemüse züchten? Urban Gardening war schließlich gerade dabei, trendig zu werden. Ich war nicht im geringsten darauf vorbereitet, was in den folgenden Wochen geschah. Meine Blumenmischung explodierte regelrecht und kletterte über die Blumenkästen hinaus am Balkongeländer entlang. Meine Radieschen wurden riesig. Und selbst ein paar Erdbeeren konnte ich ernten, obwohl ich sie viel zu spät ausgesät hatte.
Bevor es losgehen kann: die passende Blumenerde
Dass schon die Auswahl der richtigen Blumenerde entscheidend sein kann, machen sich vermutlich die wenigsten bewusst. Doch wer schon mal den Fehler begangen hat, billige Erde aus dem Supermarkt zu verwenden, und bald darauf von ganzen Schwärmen kleiner Trauermücken verfolgt wurde, wird wissen, wovon ich rede. Die Eier befinden sich meist schon in der Erde, weil diese nicht sterilisiert oder einfach zu lange draußen gelagert wurde.
Mein persönlicher Geheimtipp ist übrigens Kokoserde, vor allem für all jene, die wie ich kein Auto besitzen, aber auch keinen 10-Kilo-Sack Blumenerde durch den halben Ort schleppen wollen (können). Der Kokoserde wird vor dem Verkauf sämtliche Feuchtigkeit entzogen, dadurch entstehen kompakte und ausgesprochen leichte Blöcke. Gibt man Wasser hinzu, quillt die Erde auf und ist nach wenigen Minuten einsatzbereit. Die Qualität ist dabei sogar oft besser als bei klassischer Blumenerde, außerdem ist Kokoserde von Natur aus torffrei. Vorsicht allerdings, wenn ihr aufdringliche Spatzen in der Nähe habt: Bei mir haben die teilweise ganze Blumenkästen ausgeräumt, weil die Kokosfasern hervorragendes Nestbaumaterial abgeben.
Gemüse säen, Sträucher lieber fertig kaufen
Die Entscheidung, ob man lieber selbst aussät oder kleine Pflanzenableger kauft, ist indes keine Grundsatzfrage, sondern muss von Fall zu Fall entschieden werden. Bei den Erdbeeren habe ich beides ausprobiert und muss sagen, dass die Ernte bei der Eigensaat deutlich schmaler ausfällt, weil die Pflanze erst einmal Zeit benötigt, um zur Fruchtreife zu gelangen. Hier kaufe ich deshalb lieber fertige Pflanzen und ziehe neuerdings auch eigene Ableger.
Die meisten Gemüsepflanzen zieht man hingegen aus Samen, weil sie in der Regel nur einjährig sind und entsprechend schnell wachsen. Radieschen zum Beispiel sind wahre Sprinter, gut einen Monat nach der Saat kann man sie häufig schon ernten und dann gleich neue Samen ausbringen.
Und nun?
Nachdem einige der Grundlagen damit aus dem Weg geräumt sind, kann ich endlich zum amüsanten Teil kommen und euch von meinen Erfolgen und Misserfolgen auf meinem Selbstversorgerbalkon erzählen. Das allerdings dann erst beim nächsten Mal.