Es ist ja nicht zu leugnen: Auch Medienmädchen kaufen gern ein. Hübsche und praktische Dinge zu kaufen, das kann nötig sein oder schlicht und einfach befriedigend – bei Frust, bei Freude, bei Langeweile. Dennoch unterstützen wir keinen unüberlegten, blinden Konsum und sind gegen emotionale Impulskäufe, deren Reiz nach einer Woche verpufft, die den Geldbeutel strapazieren und ein menschenverachtendes System unterstützen. Manche von uns streben sogar einen minimalistischen Lebensstil an. Um sich nicht spontanen Kaufräuschen hinzugeben, die man hinterher nur bereut, und um sich gleichzeitig dennoch zu erlauben, sich ab und zu etwas zu gönnen, helfen Wunschlisten, die man wohlüberlegt erstellt und gezielt abarbeitet. Sie sind eine Methode, das Budget besser zu planen und sich Zeit zu lassen, die garantiert beste (und günstigste) Variante des ersehnten Teilchens zu finden. Nur wenn die Dinge über längere Zeit auf der Liste weilen, kann man sicher sein, dass man sie auch wirklich „braucht“. Und wenn das Geld erst verplant ist, hält sich vielleicht die spontane Spenderlaune in der Fußgängerzone zurück.
Lena
Ich brauche vom Praktischen nur das Nötigste, aber ich liebe schöne Dinge. So lebe ich zwischen Minimalismus und Materialismus, gebe leidenschaftlich gern weg, neige aber auch dazu, kopflos zu horten, vor allem Klamotten und Bücher. Ich kann Gegenstände abgöttisch lieben und schäme mich nicht dafür. Aber ich übe mich in Bedachtheit, versuche, mich vor jedem Kauf zu fragen, ob mir das Teil auch noch in zwei Jahren gefällt. Beim Rucksack bin ich sicher, denn er ist zeitlos 90er. Ich hätte neben meinem großen Studierendenquader nämlich auch noch gerne eine hübschere, kleinere Variante und eine rote Tasche fehlt noch in meiner Sammlung. Und plötzlich waren da Latzhosen in meinem Instagram, an gestreiften T-Shirts und tätowierten Armen und sahen so niedlich aus, dass ich auch so niedlich aussehen wollte. Und ich wette, die werden in 20 Jahren wieder in! Meine Füße sind durchblutungstechnisch immer kalt, deswegen reichen an kühlen Tagen Halbschuhe schon meist nicht mehr (besonders bei knöchellangen Hosen), während richtige Stiefel aber noch zu warm sind. Ankle Boots müssen also her, aber natürlich nur mit Schnürung! (Alles bei eBay gefunden.) Weiße T-Shirts mit irgendwelchen Inspirationssprüchen oder Fanart finde ich normalerweise viel zu plakativ. Aber ich kann mir nichts Würdevolleres vorstellen, als mich mit einem dezenten Virginia-Woolf-Kopf zu schmücken, und der Spruch ist hintergründig perfekt. Dieses Shirt von Literary Emporium werde ich ohne Frage für immer hegen. Und dann habe ich angefangen, ein billiges Notizbuch mit Bullet-Journal-Inhalten zu füllen und das hilft mir tatsächlich sehr, organisierter zu sein. Zum Ausprobieren ist ein billiges Notizbuch gut, aber für nächstes Jahr möchte ich etwas Schöneres haben und die von Leuchtturm1917 sind mir zu langweilig. Nur kariert oder gepunktet gibt es diese wunderhübschen Vintage-Notizbüchlein von Bindewerk leider nicht. Ich kann nicht ohne Linien, da muss ich mal schauen. Chelsea Wolfe ist meine Lieblingsmusikerin. Ihr neues Album, Hiss Spun, kommt am 22. September. Ich kaufe mir nicht mehr viele CDs, aber manche brauche ich einfach in physischer Gewissheit.
k4tze
Um den sinnvollen Dingen, die Lena sich gerne kaufen möchte, entgegenzuwirken, sind es bei mir meist die sinnlosen Dinge, die mir Freude bereiten (würden). Sich dem Minimalismus zu verschreiben wäre schön und machbar und zielführend – denn wie wir wissen, macht uns die Anhäufung von Dingen nicht sonderlich glücklich; vor allem auch, wenn man irgendwann auswandern möchte, wäre es gut, so wenig wie möglich zu besitzen. Was aber, wenn man tatsächlich Freude an den Dingen hat, die man sich kauft? Malbücher oder Puzzles zum Beispiel – es gibt oftmals nichts Entspannenderes als ein Bild in einem Malbuch anzumalen (und an einem sitzt man meist eine halbe Ewigkeit) oder generell zu zeichnen, sei es mit Aquarellfarben, Buntstiften oder Ähnlichem. Gut, Dinge wie eine Cat-i-Corn Badematte (wohl zu teuer: 60€ und wer weiß was für ein Material, aber Äquivalente sind auch willkommen) sind wohl eher tatsächlich unnötig, vielleicht sogar auch die Companion-Cube-Keksdose, aber von Teetassen kann man nie genug haben! Was nicht bedeutet, dass ich mir all die Dinge tatsächlich kaufe – bis auf Ms Marvel No. 4 und aufwärts – trotzdem denke ich mir: Wäre es nicht nett? Und wenn die Kaufwut, dank alltägliche Laster und Frust, zuschlägt – gibt es immerhin schon Ideen, die dann eher weniger in sinnlos Käufen ausarten. Und im Falle des Falles: Bücher. Davon gibt es immer genug. Trotzdem: Weniger ist mehr.
Jes
Vor ein paar Jahren hielt ich den Zustand der Wunschlosigkeit für einen Mythos, den Eltern nur erfunden haben, um ihre Kinder zu ärgern, wenn die mal wieder panisch nach einem Last-Minute-Weihnachtsgeschenk suchen. Ich meine, mal ehrlich, wer möchte nichts? Also, so richtig nichts? Aber gut, wir werden alle älter, tendenziell kann ich den Gedanken mittlerweile schon nachvollziehen. (Und wenn nicht gerade ein Einhorn oder ein Flamingo drauf ist, schaffe ich es jetzt sogar gelegentlich, mir unüberlegte Spontankäufe zu verkneifen.) Im Grunde ist momentan sowieso nur das nächste Bücherpaket fest eingeplant. Zwei andere Wünsche, von denen ich mir einen ganz gerne noch dieses Jahr erfüllen möchte, bedürfen derweil etwas Recherche, die ich aktuell noch vor mir herschiebe. Alle, die meine YouTube-Videos verfolgen, wissen bereits, dass ich im Sommer in einen Camcorder investiert habe (hat ja auch nur drei Jahre und hundert Videos gedauert), dessen Tonqualität mich seither in den Wahnsinn treibt. Es muss also weit schneller als geplant ein externes Mikrofon her, und glaubt mir, als Techniklaie ist es kein Vergnügen, sich damit auseinanderzusetzen. (Bevor ich auch noch eine Softbox kaufe, muss mein Kanal allerdings erst mal eine dreistellige Abonnentenzahl erreichen, also strengt euch an!) Viel lieber würde ich mir stattdessen eine Brotbackmaschine kaufen, obwohl es auch da eine unüberschaubare Anzahl unterschiedlicher Modelle gibt und die Problematik irgendwie dieselbe bleibt. Aber da ich seit vier Jahren erfolgreich meine Brötchen selber backe und mit dem Brot vom hiesigen Bäcker nicht so richtig glücklich bin, liegt der Schritt irgendwie nahe. (Fragt nicht nach dem Sauerteig, der macht mir am meisten Angst, denn ich kann nicht mal Zimmerpflanzen am Leben erhalten.) Fassen wir also zusammen: Ich muss mich entscheiden, ob mir die Kunst oder Essen wichtiger ist. Hm.
Jelena
Ich habe ein Faible für Reisen. Da geht bei mir sehr viel Geld drauf im Jahr. Städtereisen. Roadtrips. Wochenendausflüge. Darüber hinaus bin ich eigentlich eher bescheiden und mein restliches Gehalt geht für Bücher und Essen gehen drauf. Gut, ihr denkt euch jetzt bestimmt, viel kann da nicht mehr übrig bleiben, was auch stimmt. Ab und zu leiste ich mir natürlich das eine oder andere Kleidungsstück. Die teuersten Sachen, die ich besitze, sind Schuhe der Marke Waldviertler und BHs (ja, gut sitzende BHs kosten leider tatsächlich ein Vermögen). Ich gönne mir das eine oder andere Kleidungsstück, aber eigentlich will ich mir da so gar nicht allzu sehr Gedanken machen. Spontankäufe habe ich selten, ich gehe auch kaum bis gar nicht „Einkaufen“. Wenn ich was brauche oder eben meine, etwas zu brauchen, da überlege ich mittlerweile länger und dann wird das meistens online bestellt. Apropos Schuhe, ich hätte so gerne die Flex Milagro in Pepper. Das wäre dann mein idealer Herbsttreter. Ein Hobby von mir ist die Fotografie und da liebäugle ich bereits etwas länger mit einer Sofortbildkamera (nachdem mir zu diversen Geburtstage Spiegelreflex und Handy geschenkt wurden, muss ich mir wenigstens darüber keine Gedanken machen). Schön und zweckdienlich finde ich die Fujifilm Instax Mini 90. Wenn ich mir diese Dinge nicht diesen Herbst besorge, dann vielleicht bis zum nächsten Herbst. Bestimmt.
Gorana
Bis vor Kurzem war ich die, mit der ewig langen Merkliste bei Amazon. Hab bei Amazon, Zalando (hauptsächlich Schuhe) und H&M mehrmals im Monat bestellt. Es machte mich glücklich neue Dinge zu kaufen. Doch dann fing ich an, mich immer mehr mit dem Thema Minimalismus zu beschäftigen, und das Gefühl immer weniger Dinge (die kein Mensch braucht) zu besitzen, fühlte sich unfassbar befreiend an. Ich bin noch weit von meinem Ziel entfernt, nur noch Dinge zu besitzen, die ich wirklich brauche und die mich glücklich machen, denn das „Loswerden“ ist mühsam und ein sehr langwieriger Prozess. Man muss es erstmal schaffen, Sachen für die man mal Geld bezahlt hat wegzugeben/werfen (Verkaufen ist leider keine Option, denn jeder hat schon alles). Somit bin ich jedenfalls von spontanen Einkäufen mehr oder weniger geheilt, bis auf ein paar wenige Dinge denen ich einfach nicht widerstehen kann, und die in großen Mengen zu besitzen mich auch nicht belastet. Und das sind Bücher (hauptsächlich Fachbücher zum Thema Illustration, Typografie und eben Minimalismus) und Stifte, Pinsel, Farben, Notizbücher und Blöcke/Papier. All das brauche ich ja tatsächlich für meinen Weg, den ich aktuell zu beschreiten bemüht bin. Und ich lerne immer noch sehr viel lieber aus Büchern als von YouTube Videos. Es gibt da allerdings 2 ganz große Wünsche, die ich für meinen zukünftigen beruflichen Werdegang brauchen würde, bzw. was heißt brauchen, es ginge auch ohne gehen, aber ich hätte sie gerne, denn sie würden mir meine Arbeit erleichtern und schöner machen. Diese materiellen Güter werde ich mir aber erst dann kaufen, wenn ich mit den ersten echten Aufträgen echtes Geld verdient habe, und bis es so weit ist, verweilen sie – wahrscheinlich noch eine ganze Weile – auf meiner Wunschliste. Die Dinge von denen ich spreche sind ein MacBook Pro 15“ und eine Canon EOS 5D MARK IV Spiegelreflexkamera. Derweil, solange alles noch am entstehen ist und auf semiprofessionellen Level stattfindet, komme ich auch mit meinem MacBook, und seinen klitzekleinen 12“ (damals gekauft, weil ich dachte, zum Schreiben reicht es), und meiner Systemkamera, klar. Und ich hab’s da wie Jelena, Geld fürs Reisen auszugeben, macht mich sehr viel glücklicher, denn damit investiere ich in Erinnerungen und Erfahrungen, die 1000 mal mehr wert sich, als jedes materielle Ding der Welt.