Nachdem wir Medienmädchen von Wonder Womans Soloabenteuer alle mehr oder weniger begeistert waren, mussten wir uns natürlich genau ansehen, was nach Patty Jenkins ein männlicher Regisseur aus der Figur macht – und hatten Redebedarf! Es folgen Spoiler, aber hey, was kann einen bei einem solchen Film noch überraschen?
Jel: Nach dem wunderbaren Film zu Wonder Woman ist Justice League jetzt wieder eine große Enttäuschung aus dem DCEU. Mit Ausnahme von Wonder Woman werde ich mit diesen Filmen einfach nicht warm. Mir war das jetzt auch zu halbherzig und im Endeffekt war das weder Fisch noch Fleisch.
Lena: Absolut. Er bemüht sich nicht mal mehr um eine nachvollziehbare Geschichte oder komplexe Figuren. Schematischer Aufbau, Schauspieler, die wegen ihrer Statur gecastet wurden oder weil sie eine bestimmte Funktion gut erfüllen. Der Bösewicht hat keinerlei Motivation außer Macht. Und selbst die Actionszenen enttäuschen, obwohl ich Zack Snyder durchaus für einen interessanten Formalist halte.
k4tze: Ich glaube, wir müssen uns abgewöhnen, von „komplexen Figuren“ zu sprechen oder Erwartungen an die Figuren zu stellen, wenn es sich um einen filmischen Zusammenwurf von Superhelden handelt, die gefühlt 4x im Jahr gegen das ultimativ Böse kämpfen müssen – es ist auch schlicht und einfach nicht möglich, inhaltlich. Von mir gibt es ein „mäßiges Genügend“, auch wenn er schlussendlich besser war, als ich erwartet hatte.
Jel: Snyders Problem ist meistens auch, dass die Optik das Storytelling nicht unterstreicht, sondern eher verdrängt. Was man aber in Justice League sehr stark merkt, dass Joss Whedon seine Finger im Spiel hatte. Mir hat in Snyder-Filmen oft die komische Komponente gefehlt. Jetzt haben wir es in Justice League und es fühlt sich nicht natürlich an. Der Film ist aber eine eindeutige Verbesserung zu Man of Steel und Batman v Superman.
Lena: Finde ich nicht, wobei sich das nicht viel schenkt. Gerade Batman v Superman hatte einige hübsch apokalyptisch inszenierte (vielmehr: animierte) Szenen. Gerade das Komische ist hier durch den armen Ezra Miller, der kaum mal einen ernst gemeinten Satz sagen darf, sehr erzwungen. Wonder Woman war für mich das einzige Highlight – zumindest die konsequente Weiterführung ihres Charakters. Wie Snyder ihr ständig unter den Rock guckt ist aber eine absolute Frechheit.
k4tze: Ich stimme Jel zu, der Film ist (vermutlich) durch Whedons Handstreich eindeutig besser geworden – und ansehbarer, im Gegensatz zu Man of Steel und Batman v Superman. Allerdings fand ich es so zum Kotzen, dass gerade bei Wonder Woman ein Hintern-/Pantie-Shot nach dem anderen ins Bild rückte. Ich meine, wtf? Das hat nicht einmal etwas mit Ästhetisierung zu tun, sondern bleibt billiger Voyeurismus. Ich habe nichts dagegen, wenn Körper ästhetisch in Szene gesetzt werden, aber so was … Dass Gal Gadot sich nicht selbst dagegen gewehrt hat, wundert mich. Man hätte sie unmöglich rausschmeißen und ersetzen können. Abgesehen davon, dass manche der Amazonen wirklich nicht kriegstauglich gekleidet waren …
Jel: Batman v Superman wird für mich erst spannend, wenn Diana ins Spiel kommt. Für mich ist sie auch in Justice League das absolute Highlight. Wie ihr Körper in diesem Film wieder objektifiziert wird – kam mir in Batman v Superman nicht so augenscheinlich vor – ist eben typisch Snyder. Ihr Rock ist sogar kürzer als in Wonder Woman. Dieser male gaze – abgesehen davon, dass er einfach nur befremdlich ist – ist so ermüdend. Man muss aber dazusagen, dass Snyder aber auch der Filmemacher ist, der einen homoerotischen Blick zulässt. Denken wir dabei an Filme wie 300 und Man of Steel. Er rückt die Körperlichkeit der männlichen Stars auch sehr sexualisiert aus.
k4tze: „Ihr Rock ist sogar kürzer als in Wonder Woman.“ Ich war mir nicht sicher, aber ja. Es macht Sinn, denn Patty Jenkins schaffte es, Wonder Woman dynamisch, stark, aber nicht sexualisiert zu inszenieren. Ich freue mich darauf, wenn Wonder Woman 2 wieder erfolgreich ist.
Lena: Ja, ich hatte wieder sehr das Gefühl, dass Snyder vor allem seinen eigenen Fetisch auslebt. Gerade die Ästhetisierung von Männerkörpern wird immer extremer, wenn man an 300 zurückdenkt. Henry Cavill hat mittlerweile fast die Statur eines Bodybuilders. Der im Vergleich geradezu schmächtige Ezra Miller als The Flash darf sich da natürlich nicht entblößen. Aber auch Dianas „Alltagskleidung“ ist extrem sexualisiert: Ausschnitte, High-Heels, hautenge Hosen. Da lobe ich mir doch den Tweed-Anzug aus Wonder Woman.
Jel: Vergessen wir natürlich nicht Aquaman, der zwar nicht ganz die Show stiehlt, aber sich ziemlich gut gegen Bruce Wayne und Clark Kent behaupten kann. Ezra Millers The Flash hätte vielleicht auch besser funktioniert, hätten wir so eine Einführung nicht schon in X-Men gesehen. Schade, die Einzeiler haben genervt, seine Rolle gibt da bestimmt mehr her. Überhaupt kam mir das ganze Geschehen in Justice League etwas aufgewärmt vor. Sowas habe ich jetzt zu genüge und sogar besser in The Avengers und X-Men gesehen. Ich brauche die Justice League bei dieser filmischen Qualität eindeutig nicht. Auch wenn die eine oder andere Figur durchaus sympathisch ist, aber Snyders Batman und Superman sind es nicht!
k4tze: Die Charaktere gleichen sich leider tatsächlich etwas, obwohl ich The Flash nach Wonder Woman als angenehme Auflockerung empfunden habe. Aquaman alias Khal Drogo (GoT) alias Ronon Dex (Stargate: Atlantis) war halt wie Jason Momoa immer ist: Der trinkfeste Krieger.
Lena: Einen Superman, der mir nichts, dir nichts wiederbelebt werden kann und mit links die Welt rettet (weil die Halbgöttin Diana dies ja nicht selbst kann, als hätte sie nicht schon ganz andere Schurken besiegt) brauchen wir wirklich nicht mehr. Auf die Solofilme von Aquaman und The Flash bin ich aber tatsächlich gespannt. Beide Schauspieler haben etwas sehr Charakteristisches und können ihren Rollen sicherlich noch Komplexität abgewinnen. Und Wonder Woman wurde sogar eine minimale Entwicklung zugestanden, indem sie ihre Vorbildfunktion akzeptiert, sodass sie an einem guten Punkt aus dem Film entlassen wird.
Jel: Das bleibt nach diesem Film auch tatsächlich hängen. Man freut sich auf die einzelnen Filme von Aquaman, The Flash und die Fortsetzung von Wonder Woman. Allerdings weiß ich nicht, wie sie Batman und Superman nach diesem halbherzigen Film reanimieren wollen. Bei Batman zumindest gibt eigentlich nichts, was nicht bereits Nolan oder Burton besser gemacht haben. Und Superman war immer schon sterbenslangweilig.
k4tze: Dass Superman kommen und die Welt retten musste, war leider tatsächlich einer der größten Fails. Ich dachte mir noch: „… die meinen das ernst?“ Der langweiligste Charakter darf sie alle retten. Man sollte Batman, so auch Superman, die nächsten 10 bis 20 Jahre auf Eis legen und dann vielleicht komplett anders neu gestalten.
Lena: Justice League scheint ja an den Kinokassen den Erwartungen nicht gerecht zu werden. Hoffen wir, dass man daraus lernt. Das ist schon befriedigend: Wonder Woman war ein Kassenschlager. Sobald die Männerriege dazukommt, will es keiner mehr sehen.
Jel: Hier muss man auch dazusagen, dass das Budget gesprengt wurde mit den nachgedrehten Szenen, der Film ist teurer ausgefallen. Angeblich sind auch 50 Minuten vom Final bzw. Director’s Cut gekürzt worden. Dass Warner Bros. ausgerechnet Joss Whedon, den Haus- und Hofregisseur von Marvel für die Nachdrehs engagiert, ist auch ein interessanter Spin.
Lena: Durchaus. So viel Geld für einen Film, der eigentlich ziemlich improvisiert wirkt. Nicht mal das CGI war überzeugend. Aber ein positives Fazit nehme ich mit: Im Vergleich liebe ich Wonder Woman jetzt noch ein Stück mehr.
k4tze: Wenn das Sequel zu Wonder Woman wieder erfolgreich die Kassen klingeln lässt, und davon gehe ich aus, werden hoffentlich weitere Regisseurinnen zu Superheldenfilme herangezogen.
Justice League
2017
Regie: Zack Snyder
Drehbuch: Chris Terrio, Joss Whedon
Schauspiel: Ben Affleck, Gal Gadot, Henry Cavill, Ezra Miller, Jason Momoa, Ray Fisher
Kamera: Fabian Wagner
Musik: Danny Elfman
Bilder © 2017 Warner Bros. Entertainment Inc. and Ratpac-Dune Entertainment LLC
4 comments
Es gab mal einen Blog (Film im Dialog), wo auch transkribierend Filme rezensiert wurden. Das mochte ich immer. Könnt ihr hier auch gern öfter machen. 🙂
Witzig, Jelena war ja damals der halbe Film im Dialog. 😀 Ich finde das Format auch spannend und freue mich, dass wir es hier umsetzen können. Wir versuchen auf jeden Fall, das öfter zu machen.
😀 Das wusste ich jetzt gar nicht, aber dann passt das ja ganz gut. Und ich freue mich auf weitere Dialoge…
Das stimmt, damals habe ich mich noch mit YP genannt 😉