An dieser vorletzten Folge der vorletzten Staffel Game of Thrones scheiden sich (noch mehr als sonst) die Geister und erhitzen sich die Gemüter. Deswegen haben wir uns entschieden, diesmal als Recap eine Diskussion zu starten. Drei Handlungsorte, drei Meinungen: Lena, k4tze, Jelena.
Winterfell
Arya lässt sich von Littlefinger manipulieren, reitet auf Vergangenem rum, bedroht Sansa und erkennt nicht, dass sie durch eine geschwisterliche Feindschaft Cersei in die Hände spielt. Weitblick gehört eben nicht zur Ausbildung von Killern – aber es nervt. Statt ihre Stärken vereinen zu dürfen, müssen die Schwestern sich anzicken, weil den Autoren kein spektakulärer Handlungsstrang für zwei (mit Brienne drei) kollaborierende starke Frauen einfällt.
Oder aber, Arya weiß genau, wie sie handeln muss, um ihre Schwester zurück zum Wolfsrudel zu bekommen, da sie wohl bemerkte, wie Sansa abdriftet, Littlefinger Gehör schenkt (auch wenn sie um seine Machenschaften weiß) und Jon – zwar nicht hintergeht – aber weniger Unterstützung zuteilkommen lässt als notwendig. Aber wie wir letzte Woche bemerkten, lässt die Loyalität im Norden sowieso zu wünschen übrig. Die Szene mit den Gesichtern fand ich großartig.
Dann macht sie es aber reichlich ungeschickt. Angst ist keine besonders gefestigte Motivation für Loyalität.
Arya liefert sich und uns ein kleines Tête-à-Tête mit Littlefinger, Sansa ist in diesem Falle nur Nebendarstellerin. Wobei Arya sehr genau weiß, dass sie Sansa trauen kann, sie tastet und testet aus. Umkehrt ist es nicht so, Sansa erkennt ihre Schwester kaum wieder. In Aryas Augen ist Sansa dort, wo sie schon immer sein wollte. Aber Sansa weiß natürlich nicht, was sie von ihrer jüngeren Schwester halten soll. Andererseits: Es würde helfen, mit dem Three-Eyed-Raven zu reden, der ehemals ihr Bruder war. Machen sie aber nicht. Ich erwarte mir einen fulminanten Showdown zwischen Arya-Sansa versus Littlefinger.
Ich gehe (immer noch) davon aus, dass Arya Littlefinger mit dem Dagger (der übrigens einst Rhaegar gehörte; Sam tat gut daran, lange auf einer besonderen Buchseite zu verweilen) ermorden wird. Wobei dieser mittlerweile in Sansas Besitz ist.
Davon gehe ich auch aus. Schade eigentlich. Als Aidan-Gillen-Fan hoffe ich ja eher darauf, dass er mal einen Fehler begeht, Sansa von seiner schlimmen Kindheit erzählt und sie so auf einer ähnlichen Stufe der Verletzlichkeit landen und, na ja, zueinanderfinden. Er ist nun mal der beste Intrigant in Westeros und hat ein besseres Ende verdient, als in Aryas Gesichtersammlung zu landen. Aber ich weiß schon, dass ich mit dem Bedürfnis eher allein dastehe.
Dragonstone
Tyrion und Daenerys liegen immer mehr im Zank. Auf lange Sicht kann man keine Erfolge verbuchen. Und sie hat recht. Dorne und Highgarden sind verloren. Wer nach ihr regiert, kann dann entschieden werden, wenn sie erst einmal auf dem Thron sitzt. Was denkt sich Tyrion dabei?
Ich finde seine Frage nach ihrer Nachfolge zwar etwas taktlos angesichts der Tatsache, dass sie keine Kinder bekommen kann, aber durchaus gerechtfertigt. Denn ich frage mich, was sie denn genau mit ihrer „Break the wheel“-Mission meint. Ich hatte gehofft, dass sie antwortet: „Blöde Frage. Ich führe die Demokratie ein und das Volk darf seine_n Herrscher_in selbst wählen – wie in Meereen.“ Man kann doch nicht ein Land an sich reißen, ohne sich über dessen Zukunft Gedanken zu machen.
Mich nervt schon Tyrions Erhabenheit gewaltig: er ist nicht unfehlbar. Am besten beweist das die Aktion „Eastwatch“ mit dem Wight. Als ob Cersei einen Wight brauche, der ist doch alles schon egal. Dass er die Thronfolge anspricht, fand ich aber angebracht. Ich glaube nicht, dass Daenerys in dieser Hinsicht kurzsichtig ist, aber sie umgibt sich auch mit sehr fähigen Menschen. Da werden doch wohl ein paar dabei sein, die in ihrer demokratischen Mission handeln.
Also ich würde zuerst die kurzfristige Arbeit machen, bis ich mein Ziel erreicht habe, und dann nachdenken, wie ich weiter vorgehe. In Meeren, einer Stadt, die kaum mehr von Belang ist, das Volk selbst wählen zu lassen (das man mitunter von der Sklaverei befreit hatte) ist einfach, in Westeros schaut die Sache anders aus. Die Lords sind stolz.
Wobei viele davon ja mittlerweile tot sind. Wer soll eigentlich in Zukunft alle einzelnen Landesteile regieren? Impulsivität kann man Daenerys jedenfalls tatsächlich nicht absprechen. Sie ist ein schwieriger Charakter und Tyrion nicht unbedingt in Subtilität geübt. Und seine Erhabenheit wird in dieser Folge schön demontiert, als er Daenerys verzweifelt hinterherhechelt, um sie anzuflehen, nicht zu gehen: „If you die, we’re all lost.“ Selten hat man so sehr gespürt, wie viel von ihr abhängt. Nur sie kann so viele Völker vereinen, um Westeros eine Zukunft zu bieten.
Beyond the Wall
Viserion 🙁 Wir ahnten es und wollten es nicht wahrhaben. In den Büchern soll er sogar richtig kuschlig gewesen sein, und doch hatte er in der Serie nie die Anerkennung und Liebe gefunden, die ihm zustand. Vielleicht wird er jetzt bei seinem neuen Herren glücklicher 🙁
Da sich die Serie bisher nur wirklich auf Drogon konzentriert hat, war abzusehen, dass Viserion als erster stirbt. Aber was für eine lebensmüde Aktion der Truppe und was für eine schwache Folge. Aber gut, es musste scheinbar Daenerys erst überzeugt werden, nicht nur vom Drachen-Kindesopfer, auch vom Night King (der wirklichen Gefahr), Jons Dackelblick und Jons Bauchmuskeln (oder doch die Narben auf seinem Torso – ihr Blick war schwer zu lesen!).
Die Szene. Die Blicke. Die Stimmung. Fanservice Deluxe. Wobei es eigentlich klar war, dass es darauf hinauslaufen wird. Ich hätte aber auch nichts dagegen, Gendry wiederzusehen, beim Schmieden. Und so. Aber gut, in sieben beziehungsweise sechs verbleibenden Folgen wird vermutlich auch Tormund nicht bei „the big woman“ landen und mit ihr „big giant monsters“ zeugen können. Schade eigentlich.
Tormunds Geschwafel war wirklich ein Highlight Folge. Ich denke zwar, Brienne ist Jaimes einzige Chance auf ein gutes Leben, weswegen ich eine Verbindung Tormund-Brienne nicht gutheiße, aber seine Leidenschaft muss man bewundern. Überhaupt zeigt der Anfang der Folge schön, wie nett Game of Thrones ist, wenn sich diese vielfältigen Figuren einfach nur gefahrlos und ohne Intrigen unterhalten, necken, beschimpfen, loben und verbrüdern. Aber nett reicht natürlich nicht, wenn man auch Drachen gegen Zombies in den Krieg schicken kann. Was für eine dämliche Aktion, kaum auszuhalten! Und wirklich nur als Fanservice erdacht.
Der Beginn mit den lustigen Dialogen zwischen Tormund-Clegane, Gendry-Clegane usw., der war doch wirklich witzig und für mich auch ein Highlight der Folge. Und für die nächste Staffel hoffe ich nur, dass sie uns bessere Drehbücher präsentieren. Wo Handlungsstränge (Yara, Sand Snakes, Euron Greyjoy) nicht einfach fallen gelassen oder irgendwann aufgelöst werden.